Bruder Petrus Schüler

In Erinnerung und zum Heil für alle Armenier

Im November letzten Jahres wurde das Armenische Museum in der Altstadt Jerusalems nach 30-jähriger Schließung und 5-jähriger Renovierung wiedereröffnet. Im südlichen Teil des armenischen Viertels an der Straße vom Jaffa-Tor zum Zions-Tor gelegen, ist das Museum die beste Quelle, wenn sich jemand über die Präsenz der Armenier in der Heiligen Stadt informieren möchte. In einer der nächsten Ausgaben unserer Zeitschrift „Im Land des Herrn“ werden wir ausführlicher über das Museum berichten.

Im Innenhof des wie ein Kreuzgang angelegten Gebäudekomplexes befindet sich ein großes, die Ausstellung dominierendes Mosaik welches kurz vorgestellt werden soll: Bei Ausgrabungsarbeiten für ein Wohngebäude nördlich des Damaskustores im Stadtgebiet Mushrara wurde man im Jahre 1894 auf dieses Mosaik aufmerksam. Die Gegend nördlich des Damaskustores war in byzantinischer Zeit von mehreren Klöstern besiedelt, von denen heute nichts mehr übrig ist. Bekannt wurde ein anderer Fund aus der Nähe: das Orpheus-Mosaik, welches heute in Istanbul im Archäologischen Museum verwahrt wird. Leider ist dieses Mosaik schon seit Jahren nicht mehr zu sehen. Für den Jerusalem Besucher kann man die Fundorte dieser Mosaike ungefähr um den großen Parkplatz am Damaskustor lokalisieren.

Nach Entdeckung des Mosaiks meinte man zuerst, dass es sich um eines der zahlreichen byzantinischen Mosaike handelt, bis eine (alt-) armenische Inschrift im oberen (östlichen) Teil des Mosaiks sichtbar wurde: „In Erinnerung und zum Heil für alle Armenier, deren Namen nur Gott kennt“. Damit konnte das Mosaik auch gut als Teil eines armenischen Klosters zu Ehren des heiligen Märtyrers Polictus (Offizier in der 12. Römischen Legion und gestorben um 260 n.Chr.) eingeordnet werden.

Das einmalig schöne Mosaik fristete in den letzten Jahrzehnten ein recht kümmerliches Dasein; Besuche waren nur möglich, wenn man sich dazu im Armenischen Patriarchat angemeldet hatte – ein entsprechendes „Bakschisch“ (Trinkgeld) wurde natürlich auch erwartet. Die Bedingungen am Fundort waren dürftig: uralte Lichtleitungen, abfallender Putz und Wasserschäden mit dem dazugehörigen muffigen Geruch beeinträchtigten die Wirkung des an sich großartigen Mosaiks. Nun hat dieses außergewöhnlich schöne Stück eine neue Heimat im Innenhof des nach seinen Stiftern benannten „Edward und Helene Mardigian“ unter einem neu angebrachten Glasdach gefunden.
Auf dem Mosaik werden hauptsächlich Tiere und Früchte dargestellt, einige Darstellungen sind explizit christlich, so der Korb mit Broten und im Hauptfeld der Pelikan. Gerade die Darstellungen von Vögeln sind sehr exakt und detailgetreu und zeichnen sich durch eine reiche Farbigkeit aus.

Das hier dargestellten Bild zeigt das Mosaik noch in seiner ursprünglichen Lage. Nun hat es einen neuen, würdigen Platz im Armenischen Museum gefunden und kann unter guten Tageslichtbedingungen betrachtet werden. Der neue Platz ist aber nicht nur ein musealer Fortschritt: bei der Einweihung des Museums wurden die unter dem Mosaik gefundenen Gebeine von ca. 200 Armeniern wieder in würdiger Weise neu bestattet – „in Erinnerung und zum Heil für alle Armenier“.

 

 

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