Papst Franziskus hat Pater Hanna Jallouf, Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes, zum Apostolischen Vikar in Aleppo ernannt. Ein Apostolisches Vikariat ist im Grunde die Vorstufe zu einem Bistum (Diözese); das heißt, dass der Amtsinhaber Bischof für alle römisch-katholischen Gläubigen in Syrien ist. Auch die meisten Amtsvorgänger P. Hanna Jallouf waren Franziskaner.
P. Hanna stammt aus Knaye im Norden Syriens nahe der türkischen Grenze, er kam dort 1952 zur Welt und trat 1974 in die franziskanische „Kustodie des Heiligen Landes“ ein und wurde nach Grundausbildung und Studium im Jahre 1979 zum Priester geweiht. Es folgten dann zwei Studienaufenthalte in Beirut (Libanon) und in Rom, wo er jeweils ein Lizenziat erlangte. P. Hanna war dann hauptsächlich in der Schulausbildung tätig: in Aleppo und lange auch an unserem „Terra-Sancta-College in Amman. Vor mehr als zwanzig Jahren wurde P. Hanna in seine Heimat versetzt, um den Gläubigen als Pfarrer zu dienen. Jeder der schon einmal die Region besucht hat, weiß, dass ein Pfarrer dort gleichzeitig auch Schuldirektor, Apotheker und „Almosensammler“ ist. Und alle diese Funktionen führt P. Hanna mit großer Leidenschaft und Eifer durch.
Verschlechtert hat sich die Lage der Christen mit dem Beginn des syrischen Bürgerkrieges im Jahre 2012, als verschiedene meist dschihadistische Gruppen in dieses Gebiet eindrangen, teilweise die Bevölkerung vertrieb und es bis heute besetzten. Wer nur irgendwie in der Lage war, floh. Zurückgeblieben sind nur die Menschen, die aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage waren, die Heimat zu verlassen. Er äußert sich selbst dazu im Gespräch mit „Terra Sancta“: Wir sind Lämmer unter Wölfen. Buchstäblich. Jede Nacht schlafen wir ein und vertrauen unser Leben dem Herrn an, denn wir könnten immer angegriffen werden. Am nächsten Morgen wachen wir auf und sehen, dass unsere Gebete erhört wurden. Auf die gleiche Weise spüren wir die Kraft der Gebete für uns. Der Herr antwortet uns nicht, indem er die Wölfe verschwinden lässt. Natürlich haben sie uns gezwungen, alle christlichen Symbole zu entfernen, und wir können unseren Glauben nicht öffentlich bekunden; sie bedrohen uns, sie schicken Kinder, die Steine vor die Türen unserer Häuser und Kirchen werfen, aber wir leben weiterhin unser tägliches Leben mit Engagement, Hoffnung und Glauben.
Auch eine Entführung durch die Rebellen-Gruppen konnte P. Hanna nicht daran hindern, bei seinen Gläubigen zu bleiben und für sie zu sorgen. Er ist dabei aber nicht ganz allein: P. Luai Bsharat versieht den gleichen aufopferungsvollen Dienst im Nachbardorf Yacoubieh. In Kürze wird P. Hannah zum Bischof geweiht werden und seinen Dienst in Aleppo aufnehmen.